Geht die Lohnschere immer weiter auf?

In den letzten Jahren haben die hohen Managerlöhne in der Schweiz immer wieder zu grossen Schlagzeilen und intensiven politischen Debatten geführt. Mit der «Abzockerinitivative» wurde 2013 schliesslich eine Vorlage angenommen, die als Mittel gegen allzu grosse Lohnexzesse dienen sollte. Die «1:12-Initiative», mit der man die Lohnschere radikaler begrenzen wollte, wurde hingegen im gleichen Jahr abgelehnt. Die Debatte geht auf jeden Fall weiter. Doch wie gleich oder ungleich sind die Löhne in der Schweiz eigentlich verteilt? Und wie entwickelt sich die Lohnschere?

Entwicklung der Lohnverteilung in den letzten 20 Jahren

Wie die NZZ kürzlich angemerkt hat, ist die Lohnschere erstaunlicherweise zwischen 1994 und 2014 kaum weiter aufgegangen. 2014 verdienten die bestverdienenden 10% in der Privatwirtschaft einen Jahreslohn von 131’220 Fr. oder mehr. Die 10% mit den tiefsten Löhnen verdienten 50’136 Fr. oder weniger (gerechnet auf eine Vollzeitstelle). Die Grenze zwischen den unteren 90% und den oberen 10% lag daher zweieinhalb (genau: 2.62) mal höher als die Grenze zwischen den oberen 90% und den unteren 10%:

Lohnverteilung Schweiz 2014

Es ist bemerkenswert, dass diese Kennzahl in den letzten 20 Jahren nur minimal gestiegen ist: 1994 betrug das Verhältnis dieser Lohngrenzen ebenfalls 2.61 zu 1. Seither hat sich dieses Verhältnis kaum verändert. Ist also alles halb so schlimm und die Diskussion um überproportional steigende Managerlöhne gar nicht statistisch gerechtfertigt?

Einbezug der Toplöhne

Das kann so nicht gesagt werden. Denn das eben beschriebene Bild ändert sich deutlich, wenn die obersten 1% betrachtet werden: Laut Berechnungen der Forschungsstiftung FORS (PDF) haben sich die durchschnittlichen Reallöhne der bestverdienenden 1% zwischen 1994 und 2012 mehr als verdoppelt von durchschnittlich 22’710 Fr. auf 53’352 Fr (fixiert auf das Preisniveau von 2005). Diejenigen 10%, die am schlechtesten verdienten, erhielten 2012 aber nur einen um 14% höheren Lohn als noch 1994. Seit 2006 haben die durchschnittlichen Löhne der Geringverdiener sogar in etwa stagniert. Das Wirtschaftswachstum der letzten 10 Jahre wurde also kaum an diese Löhne weitergereicht.

Fazit

Die Lohnschere hat sich deutlich geöffnet, wenn der Unterschied der absoluten Lohnspitze zu den Geringverdienern betrachtet wird. Blendet man die obersten Spitzenverdiener jedoch aus, sind die Löhne in der Schweiz heute etwa gleich verteilt wie vor 20 Jahren.

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Autor: Christian Frefel

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