Neues aus der Psychologie: So kann Stress reduziert werden

Wenn Sie sich gestresst fühlen, wie fühlen Sie sich dann genau? Fühlen Sie sich einfach gestresst oder können Sie das Gefühl genauer beschreiben? Worauf ich hinaus will, wird in der Psychologie „emotional granularity“ oder zu Deutsch: emotionale Körnung genannt.

Die Psychologin Lisa Feldmann Barrett und ihr Team fanden in einer Studie heraus, dass wir alle mehr oder weniger dieselben Worte benutzen, um Stress oder andere negative Gefühle zu beschreiben: „traurig“, „wütend“, „ängstlich“ etc. Einige Studienteilnehmer  nutzten diese Worte jedoch um eine konkrete Erfahrung zu beschreiben. Das bedeutet, dass sie über verschiedene emotionale Konzepte verfügten. Andere Studienteilnehmer beschrieben damit wiederum nur einen allgemeinen Zustand im Sinne von „Mir geht es nicht gut“.

Barrett und ihre Kollegen haben ausserdem herausgefunden, dass unser Gehirn Gefühlszustände automatisch aufgrund unserer Erfahrungen konstruiert. Wie sehr wir Emotionen differenziert erkennen können, beziehungsweise unser Gehirn, hängt davon ab, wie viele unterschiedliche emotionale Konzepte wir kennen. Das Lernen von emotionalen Konzepten beginnt bereits in der frühsten Kindheit. Aber auch für Erwachsene gilt: Emotionale Körnung ist lernbar.

Stress differenziert benennen

Susan David, Psychologin der Harvard Medical School, bestätigt die Wichtigkeit der Benennung der Emotionen. Wenn ihre Patienten erzählen, dass sie häufig gestresst sind, fragt sie: „Was sind zwei andere Optionen“? Das bedeutet, man sollte versuchen, den Zustand des Stresses auf andere Arten zu beschreiben. Ein Beispiel: Sagt jemand, er fühle sich krank, fragt man auch, wie er sich fühlt. Hat er Kopfschmerzen oder ist Übelkeit der Grund? Genau so sollte man auch dem Alltagsstress begegnen. Fühlen Sie sich gestresst, sollten Sie tiefer gehen.

Stress bedeutet eben nicht zwingend, dass man sein Zeitmanagement nicht unter Kontrolle hat. Er kann zum Beispiel auch durch Unzufriedenheit mit der Karriere entstehen. Oder, dass wir eigentlich lieber 60 Prozent arbeiten möchten, um uns nebenbei mehr der Familie zu widmen. Wer seine Emotionen nicht einordnen, sondern nur mit Bestimmtheit sagen kann, „ich fühle mich gestresst“, sollte versuchen, den Stress einzuordnen, indem man ihn mit anderen Worten beschreibt.

Versuchen Sie also den Stress differenzierter zu benennen. Dafür reicht es bereits, neue Wörter und deren Bedeutung zu lernen und sie im Alltag anzuwenden. Sie können auch Tagebuch führen und zum Beispiel Stress mit möglichst vielen Adjektive beschreiben. Damit geben Sie Ihrem Gehirn mehr Werkzeuge, um Gefühle zu erkennen. Wer sich selbst besser versteht, kann besser mit Stress umgehen, «funktioniert» besser und ist erfolgreicher.

Autorin: Janine Keller

Quellen: businessinsider.de, nytimes.com

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