Neues aus der Welt der Pflegeberufe – Teil 3

Deutsche Pflegefachfrau hilft Landsleuten beim Start in der Schweiz

Im mehr deutsche Fachkräfte zieht es in die Schweizer Spitäler. Maren Rieker ist eine von ihnen. Sie hat vor fünf Jahren ihre Heimat verlassen, um in der Schweiz als Pflegefachfrau zu arbeiten. Auf pflege-berufe.ch gibt sie persönliche Tipps und Informationen für Interessierte aus der Pflegebranche, die die Schweiz kennenlernen möchten.

Was gefällt dir besonders gut in der Schweiz?

Persönlich schätze ich das «schweizerische» respektvolle Miteinander und den wertschätzenden Umgangston sehr. Das spiegelt sich sowohl in der Zusammenarbeit, als auch im privaten Umfeld wieder. Man interessiert sich füreinander und arbeitet auch wirklich miteinander.

Aus welchen Gründen hast du dich damals entschieden in die Schweiz zu ziehen?

Ich hatte in Deutschland einen befristeten Arbeitsvertrag für 8.5 Monate. Nach der Probezeit fing ich bereits wieder mit der Stellensuche an. Ich wusste noch nicht, ob mein Vertrag verlängert wird oder nicht. Zudem war ein Umzug fast unumgänglich, denn es war sehr schwierig in der Nähe eine passende Stelle zu finden. Um privat sesshaft zu werden und eine gewisse finanzielle Sicherheit zu haben, entschied ich mich, in die Schweiz zu ziehen.

Wie hast du die Job- und Wohnungssuche in Erinnerung?

Ich habe sehr viele Bewerbungen geschrieben. Vollzeit zu arbeiten, Vorstellungsgespräche wahr zu nehmen und an den freien Tagen noch zu schnuppern, war teilweise sehr anstrengend. Häufig konnte ich aber auf Nachfrage den Schnuppertag mit dem Vorstellungsgespräch verbinden.

Im Internet gibt es zwar viele Wohnungsangebote. Ich kannte jedoch die Umgebung nicht. So konnte ich die Inserate nur schlecht beurteilen. Ausserdem war es eine finanzielle Herausforderung die Kaution und die vergleichsweise teure Miete vor dem ersten Gehalt zu zahlen.

Mit welchen Schwierigkeiten sahst du dich anfänglich in der Schweiz konfrontiert?

Natürlich kam es in ersten Monaten zu diversen sprachlichen Missverständnissen. Zum Beispiel hat mich eine Kollegin gebeten «ein Duvet in die Wäsche zu rühren». Nach einer kleinen Überwindung getraute ich mich nach zu fragen und wusste nun, dass ich eine Bettdecke in die Wäsche werfen sollte. Auch noch heute lerne ich immer wieder neue Begriffe und Ausdrücke.

Nicht nur die Sprachbarriere, auch den Mentalitätsunterschied habe ich anfangs deutlich unterschätzt. Schweizer umschreiben gerne lange und drücken sich überaus höflich aus. Da wird deutsches nett gemeintes gerne mal missverstanden. So war ich um die Hinweise meiner Schweizer Kolleginnen dankbar, wenn meine Wortwahl mal wieder zu direkt war.

Im Arbeitsumfeld gab es anfangs viel Neues und viele Informationen, wie an jeder neuen Stelle. Neu und gewöhnungsbedürftig war für mich jedoch auch, mich im Schweizerischen Kompetenzbereich zu Recht zu finden. Am längsten zu schaffen machte mir jedoch der um eine Stunde längere Dienst.

Wie unterscheidet sich die Arbeit als Pflegefachfrau in der Schweiz zu Deutschland?

Viele Inhalte wurden in Deutschland während meiner Ausbildung theoretisch vermittelt. Leider konnte ich sie aufgrund der Kompetenzen oder des Zeitmangels nicht in die Praxis umsetzen. Das geht von Blutentnahmen, über Transfusionen verabreichen bis zu venösen Zugängen legen.

In der Schweiz konnte ich endlich mein Erlerntes einsetzen und selbstständiger arbeiten. Ich schätze es sehr, auch die Grundpflege mit Zeit, Geduld und auf den Patienten angepasst durchführen zu können.

Viele Dinge sind natürlich je nach Betrieb unterschiedlich, jedoch hat sich das Bezugssystem weitgehend durchgesetzt. Für mich war anfangs neu und schwierig mit den Pflegeassistentinnen zusammenzuarbeiten, ihre Kompetenzen zu kennen und dementsprechend Tätigkeiten ab zu delegieren.

Was würdest du im Nachhinein anders machen?

Aus allen Erfahrungen lernt man bekanntlich und jeder findet wohl seinen eigenen Weg, der zu ihm oder ihr passt. Ich würde jedoch im Nachhinein Bewerbungen nur noch auf konkrete Stelleninserate versenden und keine Blindbewerbungen mehr schreiben.

Ich würde nicht gleich eine eigene Wohnung suchen, sondern erst mal in ein Mitarbeiter-Appartment der Kliniken oder in eine WG ziehen.

Was vermisst du in der Schweiz?

Meine Lieblingsgummibärchen und meine Freunde oder Familie, die ich nicht mehr spontan zum Kaffeeklatsch besuchen kann. Ausserdem fehlt mir das Gefühl von Heimat. Nach über fünf Jahren ist die Zentralschweiz mein «Zuhause», trotz allem bin ich ein Gast in einem fremden Land. Ich empfinde mich angenommen und integriert, aber man braucht vielfach ein dickes Fell und viel Geduld.

Auf pflege-berufe.ch gibst du persönlich deine Erfahrungen weiter und gibst Tipps. Was für Personen melden sich bei dir und welche Fragen stellen sie dir?

Es melden sich ganz unterschiedliche Personen: Viele jüngere Leute, die gerade nach der Ausbildung für eine gewisse Zeit ins Ausland möchten, aber auch Familien und Paare. Manche haben schon mal in der Schweiz gearbeitet, andere kennen das Land nur von den Ferien oder aus den Medien. Manche suchen nach einer neuen Herausforderung, andere müssen betriebsbedingt eine neue Stelle suchen oder konnten vom Ausbildungsbetrieb nicht übernommen werden.

In den Anfragen geht es häufig um organisatorische Dinge, aber auch um einen persönlichen Erfahrungsaustausch. Ich will niemanden überreden in die Schweiz zu ziehen. Es geht mir vielmehr darum zu helfen, Hemmschwellen zu überwinden und meine Erfahrungen zu teilen.

 

Autorin: Nicole Wicki

 

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