Wenn auch gut gemeint: Diese 4 Büromythen bringen mehr Schaden als Nutzen!

Wenn Sie bereits einige Zeit Ihres Lebens in der Arbeitswelt verbracht haben, dann haben Sie folgendes Szenario sicherlich auch bereits einmal erlebt: Ihr Vorgesetzter hört von einer Idee oder geht zu einer Tagung, die sich damit beschäftigt, die Arbeitsleistung seiner Mitarbeiter zu verbessern, und doktert Ihnen im Anschluss voller Enthusiasmus eine neue Massnahme auf, von der er denkt, dass diese die Arbeitsleistung des ganzen Teams von nun an vollkommen transformieren wird. In den allermeisten Fällen ziehen solche Handlungen keine grösseren Folgen nach sich, die Ergebnisse bleiben aus, und der Enthusiasmus klingt genauso schnell ab, wie er gekommen ist. In einigen Fällen jedoch kommt es durchaus zu Ergebnissen – allerdings zu ganz anderen, als es gewollt war! Lesen Sie hier von den 4 grössten Büromythen, und weshalb diese Massnahmen den Unternehmen meist mehr Schaden als Nutzen bringen.

Grossraumbüros sorgen für mehr Produktivität

Früher vor allem den Architekten vorbehalten, hält das Grossraumbüro nun immer öfter auch in anderen Berufsfeldern Einzug. Für den Vorgesetzten hat dies den entscheidenden Vorteil, dass er seine Mitarbeiter ständig im Auge haben kann, ohne dazu verschiedene Türen öffnen oder von einem Ort zum anderen laufen zu müssen. Gerechtfertigt werden sollen Grossraumbüros allerdings damit, dass sie ständige Kommunikation ermöglichen und dass die kurzen Wege zwischen den einzelnen Arbeitnehmern dazu führen, dass besser und produktiver im Team gearbeitet wird. Tatsächlich jedoch trifft dies in den seltensten Fällen zu.

Wie Tiere geraten auch Menschen unter Stress, wenn sie zu lange auf zu engem Raum „zusammengepfercht“ werden. Das belegt auch eine Studie der technischen Universität München die herausgefunden hat, dass der Stresspegel in Büros, in denen mehr als vier Mitarbeiter sitzen, am höchsten ist. Der hohe Lärmpegel und die ständigen Unruhen die zwangsläufig entstehen, wenn mehrere Leute in einem Raum die verschiedensten Aufgaben erledigen und dabei auch noch miteinander reden und telefonieren, führen ausserdem dazu, dass Aufgaben, die einer hohen Konzentration bedürfen, wesentlich schlechter durchgeführt werden können. Über kurz oder lang senkt das die Motivation der Mitarbeiter erheblich, was wiederum dazu führt, dass das Unternehmen deutlich weniger Gewinn erwirtschaftet, als es mit motivierten Mitarbeitern zu erzielen in der Lage gewesen wäre.

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Mit Brainstorming lässt sich für alles eine Lösung finden

Wenn nichts mehr geht, aber schnell eine Lösung her muss, rufen Vorgesetzte nur allzu gerne zum Brainstorming auf. Denn wenn alle zusammenarbeiten, und ihre unzähligen brillanten Gedankengänge zu einer einzigen Strategie zusammenfügen, dann muss ja etwas Grossartiges dabei herauskommen – oder etwa nicht?

Tatsächlich kann Brainstorming durchaus zu guten Ideen führen – allerdings nur unter ganz bestimmten Bedingungen, und ein Allheilmittel ist es ganz gewiss nicht! In kleineren Gruppen von sechs bis acht Leuten, die sich gut miteinander verstehen, bei denen wenig Konkurrenzdruck herrscht und die sich einem Thema annehmen sollen, das verschiedener, bei den einzelnen Personen vorhandenen Kompetenzen bedarf, kann Brainstorming tolle Ergebnisse liefern. In sehr grossen Gruppen, bei denen womöglich auch Leute via Skype oder Telefon zugeschaltet sind, artet es in den meisten Fällen in Chaos aus. Hinzu kommt, dass viele Mitarbeiter beim Brainstorming gar nicht so gute Ideen einbringen, wie sie eigentlich zu liefern in der Lage wären. Das liegt vor allem daran, dass man das Lob für eine sehr gute Idee lieber für sich allein will, anstatt es mit einer Gruppe zu teilen und dabei noch zu riskieren, dass womöglich ein anderer die ganze Anerkennung einheimst. Ausserdem schweigen viele Mitarbeiter auch aus Angst davor, dass eine Idee von den Mitarbeitern spöttisch aufgefasst und als unbrauchbar abgetan wird, so dass auch gute Ideen oftmals nicht zur Sprache kommen. Zu guter Letzt kann es ausserdem auch sein, dass zwar eine gute Idee zur Sprache kommt, aber nicht weiter beachtet wird, da sie von einem generell unbeliebten Arbeitskollegen in den Raum geworfen wurde. Sie sehen also – Brainstorming hemmt die Ideenfindung in vielen Fällen mehr, als dass es sie fördert.

Je flacher die Hierarchie, desto angenehmer das Arbeiten

Gerade die jüngere Generation fordert immer wieder, die Hierarchien am Arbeitsplatz abzuflachen. Ein autoritärer Chef, so heisst es, hindere die Angestellten daran, ihre volle Leistungsfähigkeit zu entfalten und sorge für ein schlechtes Arbeitsklima. Mitredeerlaubnis und Verantwortungsübernahme für jeden seien hingegen der Schlüssel zum Erfolg. In der Realität jedoch sieht die Sache etwas anders aus. Flache Hierarchien funktionieren nämlich nur so lange, wie die Lage in der Firma entspannt ist und die Mitarbeiter über ein hohes Mass an Eigenverantwortung und Selbstdisziplin verfügen. Sobald jedoch kritische Situationen auftauchen, die es erfordern, dass jemand die Verantwortung dafür übernimmt, gerät ein System, bei dem eigentlich niemand voll verantwortlich ist, ins Wanken. Ausserdem sind längst nicht alle Arbeitnehmer in der Lage, sich ausreichend selbst zu organisieren und die volle Verantwortung für ihre arbeitsbezogenen Entscheidungen zu übernehmen. Stattdessen sind sie häufig überfordert, bekommen nichts auf die Reihe und erfahren somit anstatt mehr Freiheit tatsächlich deutlich grössere Einschränkungen und mehr Stress, als es in einem autoritativ geführten Unternehmen der Fall wäre.

Home-Office ist das neue Erfolgsmodell

Die Unternehmen wachsen, die Mietpreise steigen, und schnell einmal verfügt ein Arbeitgeber über zu wenig Büroraum, um all seine Angestellten angemessen unterzubringen. Zum Glück scheint es hierfür eine einfache Lösung zu geben – im Home-Office arbeitende Mitarbeiter benötigen nicht nur keinen Platz, sie sollen dazu auch noch besser und effizienter arbeiten können! Zu schön, um wahr zu sein? Es scheint so.

Denn tatsächlich benötigt man für das Arbeiten im Home-Office, wie auch für die Arbeit in einem Unternehmen mit flachen Hierarchien, sehr viel Disziplin und ein gutes Organisationstalent. Gemäss Organisationspsychologin Kerstin Till können ein paar wenige Tage, in denen man dank der Arbeit von zu Hause aus mal runterfahren kann, zwar gut tun, ihr Kollege Ziegelmayer betont allerdings, dass das Ablenkungspotenzial zu Hause meist riesig ist, und auf Dauer nur die wenigsten genügend Selbstdisziplin aufbringen können, trotzdem jeden Tag konzentriert ihrer Arbeit nachzugehen. Umgekehrt kann die Arbeit im Home-Office die Work-Life-Balance auch dahingehen stören, als dass sehr ambitionierte Arbeitnehmer bei ihrer Arbeit kein Ende mehr finden. So wird gerne einmal anstatt bis um 17 Uhr bis um 23 Uhr gearbeitet, und da der Wohn- gleichzeitig auch der Arbeitsort ist, verwischen die Grenzen zwischen Arbeits- und Freizeit nur zu schnell. Hinzu kommt, dass Arbeitnehmer, die von zu Hause arbeiten, nie derart gut über die Vorgänge im Unternehmen informiert sein werden, wie ihre täglich ins Büro kommenden Mitarbeiter. Sie diesbezüglich ständig auf den neusten Stand zu bringen, erfordert Mehraufwand und kann auf Dauer auch zum Stressfaktor werden. Und auch wenn der interne Austausch dank moderner Technologien wie Skype auch mit nicht anwesenden Mitarbeitern durchaus möglich ist, so lassen sich viele Sachverhalte dennoch deutlich besser und effizienter besprechen, wenn sich beide Personen im selben Raum befinden.

Sie sehen also – Vieles, was als produktivitäts- und leistungssteigernd angepriesen wird, bewirkt in Tat und Wahrheit eher das genaue Gegenteil. Vorgesetzte sollten sich daher stets fragen, ob die Massnahmen, die sie ihren Angestellten auferlegen, tatsächlich Sinn machen, oder ob es sich dabei lediglich um Ideen handelt, die zwar in einzelnen Fällen funktionieren, für eine Generalübernahme und für ihr eigenes Unternehmen jedoch ungeeignet sind. Als Mitarbeiter sollten Sie auch nicht davor zurückschrecken, Ihren Chef darauf hinzuweisen, wenn eine bestimmte Neuerung oder auch etwas bereits länger bestehendes sich nur als effizienzraubend und nicht als nutzenbringend entpuppt.

Zeigt dieser sich dann jedoch uneinsichtig und lässt sich weiter unter Bedingungen und mit Methoden arbeiten, die alles andere als sinnvoll sind, dann sollten Sie womöglich darüber nachdenken, sich eine neue Herausforderung zu suchen. Auf Jobagent.ch können Sie sich ja für solch einen Fall schon mal von allen zurzeit offenen Stellen in der Schweiz inspirieren lassen!

Autorin: Lisa Weber

Quelle: Faz.net

6 Antworten zu «Wenn auch gut gemeint: Diese 4 Büromythen bringen mehr Schaden als Nutzen!»