Lernen ist grundsätzlich eine sehr individuelle Angelegenheit. Lernstrategien und -vorlieben, Lernfortschritte und Lernziele variieren von Mensch zu Mensch. Ausdauer und Motivation – z.B. für das häufige Wiederholen des Lernstoffes zur Festigung – sind wichtige Voraussetzungen und den Menschen in unterschiedlichem Umfang gegeben. Ebenso variieren Kosten-Nutzen-Bewertungen des Aufwandes oder Gefühle seelischer Belastung bei dieser Tätigkeit von Person zu Person.
Im folgenden Skript wollen wir Ihnen jedoch 10 erprobte Regeln des erfolgreichen Lernens vorstellen, deren Befolgung bei jedem Lernenden zumindest zu einer Optimierung der persönlichen Lernstrategie führen kann.
1. Regelmässiges Wiederholen
Ein grundsätzlicher Erfolgsgarant ist das regelmässige Wiederholen des bereits verstandenen und gelernten Stoffes. Jeder Tag, der ohne Wiederholung vergeht, erhöht die Anzahl der vergessenen Inhalte und die Arbeit, die am darauffolgenden Tag vor dem Lernenden liegt. Schnell türmt sich ein Berg an zu bearbeitendem Stoff auf und die Motivation sinkt dementsprechend. Wenn man nur jeden zweiten Tag Wiederholungen einlegt, ist das jedoch immer noch besser, als nur einmal in zwei Wochen usw. Wiederholungen sollten systematisch durchgeführt werden, von leichterem zu schwerer verständlichem Stoff. Wiederholungen erfordern Willenskraft und Entschlossenheit. Planen Sie Ihre Wiederholungen streng ins Lernprogramm ein und kontrollieren Sie sich regelmässig hinsichtlich erfolgter Wiederholungen.
2. Stoffauswahl
Sie können nicht alles lernen. Wählen Sie den Stoff nach genereller Wichtigkeit, persönlicher Bedeutung und Präferenz und in Abstimmung mit Ihrem Zeitkontingent aus. Bevorzugen Sie das, was Sie wirklich brauchen und einen Nutzen für den (beruflichen) Alltag darstellt. Beginnen Sie dabei mit den notwendigen Grundlagen und fügen Sie die Details nach und nach hinzu. Eine gefestigte Grundlage erleichtert das Erlernen des Detailwissens und wirkt motivierend auf kommende Lerneinheiten.
3. Mässigung
Überschätzen Sie nicht Ihre Kapazitäten. Planen Sie den zu bewältigenden Lernstoff mit Bedacht und bilden Sie kleine Einheiten. Wenn Sie an einer zu grosszügig geplanten Lernstoffmenge scheitern, wirkt dieses äusserst negativ auf Ihre weitere Motivation. Lassen Sie sich nicht davon täuschen, dass Sie zu Beginn einer Lerneinheit sehr viel in kurzer Zeit aufnehmen und verinnerlichen können – das Tempo nimmt mit zunehmender Dauer der Sitzung ab. Bleiben Sie also realistisch, nehmen Sie sich Zeit. Beginnen Sie lieber früher mit Ihrer Vorbereitung und gehen Sie dann in langsamen, aber sicheren Schritten voran.
4. Einfachheit
Versuchen Sie nicht, sich umfangreiche und hochkomplizierte Sachverhalte nur durch Auswendiglernen anzueignen. Es ist in der Regel sinnvoller, kleine Unterbestandteile eines komplexen Problems anhand einfacher Verknüpfungen mit bereits Bekanntem zu erlernen. Bauen Sie sich „Eselsbrücken“ und Gedankenstützen. Bilden Sie Reime oder Sprichwörter und setzen Sie vor allem den zu bearbeitenden Inhalt mit eigenen Erfahrungen und dem daraus erwarteten Nutzen in Beziehung. Bevorzugen Sie dabei unbedingt einfache Verknüpfungen.
5. Eindeutigkeit
Auch eine Zerlegung des Stoffs in einfache kleine Einheiten garantiert nicht, dass diese sich leicht merken lassen. Oft klingen ähnliche Fragen und verschiedene Antworten darauf für den Lernenden nahezu identisch, Verwechslungen treten auf und tragen zur Verwirrung bei. Fassen Sie daher ähnliche Sachverhalte zusammen: Formulieren Sie z.B. eine eindeutige, aber übergreifende Frage, die die verschiedenen Sachverhalte im grossen und ganzen abdeckt. Dann fassen Sie alle Antworten zu dieser einen Frage zusammen. Sie vernachlässigen zwar zunächst Details, haben aber einen wichtigen Schritt in Richtung persönlicher Strukturierung gemacht und den Stoff „entwirrt“ bzw. ihm eine eindeutige Bedeutung gegeben.
6. Konzentration
Oft wird ein Lernender aus Gründen der Zeitersparnis dazu verführt, unaufmerksam zu antworten und schnell von Frage zu Frage zu springen. Die Wiederholungszeit soll möglichst kurz gehalten werden. Die Sorgfalt bleibt dabei manchmal ausser Acht. Hier gilt es, seine Konzentrationsreserven zu mobilisieren. Stellen Sie äussere Einflüsse, die Sie in Ihrer Konzentration stören könnten ab. Telefongespräche, Besuche, das eingeschaltete Fernseh- oder Radiogerät vertragen sich nicht gut mir der Lernaktivität. Wenn Sie schon Zeit zum Lernen aufwenden, sollten Sie diese möglichst effizient nutzen. Uneingeschränkte Konzentration gehört dazu.
7. Vergnügen
Gestalten Sie Ihre Lerneinheiten abwechslungsreich und vermeiden Sie Monotonie. Legen Sie immer wieder thematische „Höhepunkte“ ein, d.h. wenden Sie sich dem Inhalt zu, der Ihnen auch tatsächlich Spass macht. Plazieren Sie die notwendigen „Übel“ geschickt zwischen den Highlights. Belohnen Sie sich auch einmal für erledigte Lernarbeit. Es geht darum, aus der Tätigkeit des Lernens möglichst viele positive Aspekte herauszufiltern und sich diese zu vergegenwärtigen. Lernen kann auch etwas mit Vergnügen zu tun haben.
8. Gesundheit
Die Gesundheit wird bei exzessiven Lernphasen oft vergessen. Wenig Schlaf, viel Kaffee, kaum Bewegung sind für die Aufnahmefähigkeit auf Dauer echtes Gift. Es gilt, einige grundlegende Dinge zu beachten:
- Ausreichend Schlaf: Hier handelt es sich um eine absolute Notwendigkeit. Schliesslich findet im Schlaf zudem der Transfer von Wissen aus dem Kurzzeitgedächnis ins Langzeitgedächnis statt – von daher trägt der Schlaf zum Lernprozess direkt bei. Müdigkeit und körperliche Kraftlosigkeit führen zur Beeinträchtigung Ihres Lernerfolges. Auch ein kurzer Schlaf am Tage kann Wunder bei zwischenzeitlicher Müdigkeit bewirken.
- Sportliche Betätigung: Sport wirkt auf mehreren Ebenen positiv auf Ihre Leistungsfähigkeit ein. Zum einen benötigen Sie bei geistiger Anstrengung mehr Sauerstoff, mit Sport können sich Lunge und Kreislauf gut auf den erhöhten Bedarf einstellen. Müdigkeit und Abgeschlafftheit wird vorgebeugt, Sie können länger aufmerksam bleiben. Ausserdem verhindert sportliche Betätigung viele andere Probleme, die durch langes Sitzen entstehen können: Rückenschmerzen, überanstrengte Augen, Verdauungsprobleme oder Sehnenentzündungen. Zum anderen können Sie sich durch Sport von der Eintönigkeit des Lernens erholen, Sie können sich abreagieren und mit anderen Menschen in Kontakt treten. Jogging, Radfahren, Schwimmen sind – besonders im Team – gut geeignete Ausgleichssportarten.
- Alkohol, Kaffee, Nikotin: Hier bedarf es eigentlich keiner grossen Rede. Gesundheitsgefährdende Drogen sind nicht nur auf Dauer lebensbedrohend, Sie haben auch einen äusserst negativen Einfluss auf Ihre Lernfähigkeit, Konzentration, Motivation und vieles mehr.
- Ernährung: Eine angemessene und ausgewogene Ernährung ist ebenso nicht zu vernachlässigen. Vitamine, Mineralstoffe, ausreichend Flüssigkeit sind eine auch lebenswichtige Notwendigkeit. Achten Sie aber darauf, dass ein ausgiebiges Mahl Sie in der Regel eher träge macht. Fettarme, aber schmackhafte Mahlzeiten sind hier besonders zu empfehlen.
9. Teamlernen
Besonders für das Wiederholen von bereits erschlossenem Lernstoff und für die Diskussion und Erklärung von schwierigen Inhalten ist das Lernen im Team zu empfehlen. Suchen Sie sich eine geeignete, motivierte Lerngruppe – möglichst mit ähnlichem Leistungsniveau. Zudem erhalten Sie durch Teamlernen Ihre sozialen Kontakte während der Lernphasen aufrecht.
10. Gelassenheit
Bei aller Anstrengung rund ums Lernen: Bleiben Sie gelassen. Nehmen Sie Misserfolge möglichst mit einer Prise Humor. Gönnen Sie sich auch Lernpausen, die Sie mit Ihren liebsten Beschäftigungen füllen. Versuchen Sie, Stresssituationen zu vermeiden oder zumindest zu minimieren. Es wird nichts Unmögliches von Ihnen verlangt – den Stoff haben andere Menschen auch schon bewältigt. Vertrauen Sie Ihren Fähigkeiten. Rückschläge gibt es immer, sie kommen bei allen Menschen in allen Situationen vor.
Zudem kann es sich als hilfreich erweisen, wenn Sie diese 10 Tipps für erfolgreiches Lernen von Zeit zu Zeit immer mal wieder durchlesen und Ihr eigenes Lernverhalten daraufhin überprüfen. Weitere nützliche Informationen finden Sie im Ratgeber von 100000jobs.ch