Das Stellenanzeigen ABC Teil 2

Stellen halten nicht immer, was sie versprechen. Manchmal sind aber Warnsignale in der Stellenanzeige hinterlegt. Daher: Lesen Sie diese sehr aufmerksam und hinterfragen Sie ruhig die einzelnen Punkte. Hier folgt der zweite Teil des Stellenanzeigen ABCs.

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I wie Innovatives Unternehmen

Innovation ist toll – damit wird der Fortbestand des Unternehmens gesichert. Eine langfristige Chance also. Doch: Mit diesem Wort schmücken sich viele Unternehmen, ohne dass sie damit tatsächlich etwas über sich sagen oder sich differenzieren. Es kann auch bedeuten, dass man von Ihnen viel Kreativität fordert, dass Sie ständig neue Ideen einbringen und den Status Quo permanent hinterfragen sollen. In einer solchen Arbeitsumgebung fühlt sich nicht jeder wohl.

J wie Junges Team

Ist das nicht perfekt? Sie sind jung und können mit gleichaltrigen Kollegen zusammenarbeiten. Aber warum genau ist das Durchschnittsalter des Teams so tief? Handelt es sich um ein Start-Up, ist das absolut normal. Bei einem etablierten Unternehmen stellt sich dann die Frage: Hält es niemand lange genug aus? Auch kann durch den Hinweis auf ein junges Team dezent ausgedrückt werden, dass ein 45-jähriger Bewerber kaum Chancen im Bewerbungsprozess hat oder schon gar nicht die Bewerbungsunterlagen einreichen sollte.

K wie Kreativität

Ihr zukünftiger Job wird Ihnen einiges an Kreativität abverlangen? Im Idealfall handelt es sich dabei um eine Stelle, wo kreative Geister gefragt werden. Es kann aber auch sein, dass Sie bei den trivialsten Arbeitsschritten Kreativität walten lassen müssen. Dann ist «Kreativität» nur ein Synonym für mangelnde Strukturen. Sollten Sie in einer solchen Arbeitsumgebung aufblühen, dann «go for it». Benötigen Sie hingegen Regeln und definierte Arbeitsprozesse, dann ist dieser Job vielleicht nicht der Richige für Sie.

L wie Leistungsgerechte Entlöhnung

Sie werden viel leisten, also steht Ihnen auch eine entsprechende finanzielle Entschädigung zu. Soweit so gut. Klar ist, dass die ausgeschriebene Stelle wohl einen grossen variablen Lohnanteil hat. Die zentrale Frage, die sich ergibt ist, wie die Entlöhnung berechnet wird. Eine Reihe von Fragen ergeben sich daraus. Sind die Ziele zur Leistungsevaluation realistisch gewählt? Werden individuelle Leistungen oder die Gesamtleistung des Unternehmens honoriert? Übernehmen Sie eventuell noch Altlasten Ihres Vorgängers? Diese und weitere Punkte sollten Sie möglichst früh klären. Ansonsten kann schnell der grosse Frust kommen, wenn sich die Erwartungen nicht mit der Realität decken.

M wie Marktführer

Super, Sie können beim Marktführer arbeiten. Damit verbunden ist selbstverständlich Prestige und sollte der Job doch nicht ganz das Gelbe vom Ei sein, macht sich die Anstellung wenigstens gut im Lebenslauf. So kann die erneute Stellensuche erleichtert. Diese Tatsache wird nicht in Abrede gestellt und ist durchaus nachvollziehbar. Doch man sollte sich fragen: «In welchem Markt ist dieses Unternehmen eigentlich führend?» Bei grossen und bekannten Unternehmen wie Coca-Cola oder Hilti ist es ersichtlich, aber auch beim einzigen Hersteller von exakt 5.7 cm langen Zahnstochern mit roter Gummibehaftung ist eine Marktführerschaft der Fall. Ist die Stelle nun immer noch super?
N wie Neue Bereiche
Beim ausgeschriebenen Job hätten Sie die Möglichkeit, in vielen neuen Bereichen zu arbeiten oder zumindest reinzuschnuppern? Dies kann ohne Zweifel sehr interessant sein. Aber wollen Sie wirklich überall eingesetzt werden? Schnell verkommen Sie so zum «Mädchen für alles» ohne dabei eine eigene Expertise aufzubauen. Wer keine Fachkarriere anstrebt oder sich am Anfang der beruflichen Laufbahn befindet, kann hier glücklich werden. Ansonsten ist von einer Bewerbung eher abzuraten.

O wie Organisationstalent

Sie sind in der Lage, alles zu managen? Sie organisieren gerne Events? Sie sehen sich als die Drehscheibe interessanter Projekte? Wenn Sie mindestens zwei dieser Fragen mit «Ja» beantworten können, erfüllen Sie die Voraussetzungen zum Organisationstalent. Doch ist dies wirklich auch gemeint? Wenn ja, dann herzlichen Glückwunsch. Genauso gut könnten aber bestehende Strukturen fehlen und es müssen allerlei Selbstverständlichkeiten selbst organisiert werden. Sie brauchen neue Stifte, organisieren Sie selbst welche. Und übrigens: Kosten darf es bitteschön auch nichts.

P wie Pünktlichkeit

Wir leben in der Schweiz – dem Inbegriff der Pünktlichkeit. Nicht umsonst sind «unsere» Uhren ein Exportschlager. Aus diesem Grund ist es höchst verwunderlich, wenn solche grundlegende Verhaltensweisen eine Anforderung an potenzielle Kandidaten darstellen. War der letzte Inhaber dieser Position derart unpünktlich, dass man nun auf Nummer sicher gehen will oder handelt es sich dabei um einen Lückenfüller? Unabhängig davon, solche Stellenanforderungen rücken das Unternehmen in ein eher nachteiliges Licht. Denn: Pünktlichkeit ist hierzulande keine Kür, sondern Pflicht!

Q wie Qualitätsbewusstsein

Mit dem Qualitätsbewusstsein ist es so ein bisschen wie mit der Pünktlichkeit. Niemand wird seinen zukünftigen Mitarbeiter auffordern, schludrig zu arbeiten und niemand wird eine minderwertige Arbeitsqualität erwarten, ja sogar schätzen. Sind solche Floskeln in der Stellenanzeige vorhanden, sollte man sich das Unternehmen und die ausgeschriebene Stelle genau prüfen. Und im Zweifelsfalle: Bewerben kostet grundsätzlich nichts. Aber bei einem allfälligen Vorstellungsgespräch schadet es auch nicht, schon einige kritische Fragen vorbereitet zu haben.

Haben Sie auch schon Stelleninserate gefunden, bei denen Sie ein ungutes Gefühl in der Magengegend hatten oder nicht genau wussten, was Sie von dem Inserat halten sollen? Oder haben Sie sich von einer Stellenausschreibung blenden lassen und stecken jetzt in dieser Stelle fest? Dann wäre es vielleicht an der Zeit, diese zu wechseln. Der Jobagent oder die Jobplattform 100000jobs.ch leisten Ihnen dabei wertvolle Unterstützung.