Diskriminierung am Arbeitsmarkt – Wenn der Name auf ausländische Wurzeln verweist

Laut der Studie nccr – on the move über Rekrutierungsprozesse auf dem Schweizer Arbeitsmarkt, müssen Menschen mit nicht-schweizerischer Herkunft oder Migrationshintergrund, rund dreimal mehr Bewerbungen abschicken, um zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden.

Viele Menschen mit Migrationshintergrund werden diskriminiert oder leiden unter Vorurteilen. Dabei ist es irrelevant, ob sie einen Schweizer Pass besitzen. Auch wenn sie hier geboren und aufgewachsen sind, weshalb ihr Migrationshintergrund mehrere Generationen zurückliegt, werden sie häufig auf ihre ausländischen Wurzeln anhand von Namen oder Hautfarbe reduziert. Dies spiegelt sich auch in der Jobsuche wider.

Correspondence Test

Im Rahmen der nccr – on the move-Studie wurden innerhalb eines Jahres auf rund 800 öffentlich zugängliche Stellenausschreibungen jeweils zwei fiktive Bewerbungen eingereicht. Beide Bewerbungen waren gleichwertig qualifiziert, unterschieden sich allerdings in ihrer Herkunft. Es wurde dokumentiert, auf welche Bewerbung eine Einladung zum Vorstellungsgespräch folgte und das Ergebnis war erschreckend. Ein Bewerber mit ausländischem Namen muss rund 30% mehr Bewerbungen einreichen, um eine Einladung zum Vorstellungsgespräch zu erhalten. Deutet der Name auf eine kosovarische Herkunft hin, müssen ca. 40% mehr Bewerbungen eingereicht werden. Bei Bewerbungen zu Verkäuferberufen müssen 70% mehr Bewerbungen geschrieben werden, wenn der Name deutscher oder französischer Abstammung ist. In höherqualifizierten Berufen hingegen müssen hier bis zu 60% weniger Bewerbungen geschrieben werden. Positiv ist, dass die Studie keinen signifikanten Unterschied zwischen den Geschlechtern erfasste. Männer und Frauen werden gleich diskriminiert. Das Ausmass der Diskriminierung bei der Anstellung variiert von einem Beruf zum anderen, ist aber insbesondere im Bereich des Detailhandels (Verkauf) sehr stark ausgeprägt. Jedoch herrscht auch Diskriminierung gegenüber Bürgern mit Migrationshintergrund, wenn diese einen hohen Bildungsabschluss haben.

Diskriminierung trotz hoher Qualifikation

Die Universität Basel kam nach einer weiteren Studie zu dem Schluss, dass auch hochqualifizierte Personen mit Migrationshintergrund teilweise diskriminiert werden. Hierbei sind auch jene betroffen, die in der Schweiz ein Studium abgeschlossen haben. Tendenziell sind deshalb Schweizer mit Migrationshintergrund eher arbeitslos als gebürtige Schweizer.

Gegen Diskriminierung

2009 regte die SP-Ständerätin Anita Fetz an, eine Namensänderung bei der Einschweizerung möglich zu machen. Dieser Vorschlag wurde jedoch von der Regierung nicht bewilligt, da eine Sensibilisierung für ausländische Namen besser funktionieren würde, wenn Bürger mit Migrationshintergrund ihren Namen behalten. Ein anderes Projekt, welches 2008 vom Kaufmännischen Verband getestet wurde, umfasste eine anonyme Bewerbung. Der Test des KV zeigte deutlich, dass Jugendliche mit einem ausländischen Namen hier tatsächlich mehr Chancen hatten, einen Ausbildungsplatz zu erlangen. Jedoch setzte sich das Projekt nicht durch, wobei auch einige Sensibilisierungskampagnen kein Umdenken brachten und im Sande verliefen. Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus fordert zudem seit Jahren eine intensivere Förderung, Anerkennung und Vereinheitlichung von Diplomen aus Drittländern, damit diese nicht nur aufgrund des Namens oder der Hautfarbe im Bewerbungsverfahren nahezu wertlos werden.

Fazit

Jobsuchende mit Migrationshintergrund müssen im Vergleich zu Jobsuchenden ohne Migrationshintergrund 30% mehr Bewerbungen einreichen, um zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden. Damit dies sich ändert, wurden vergeblich einige Versuche gestartet, um die Bevölkerung und speziell Arbeitgeber von KMU zu sensibilisieren. Es ist wichtig diesbezüglich nicht aufzugeben, denn einige Versuche, wie zum Beispiel den der anonymen Bewerbung, waren erfolgreich, wurden jedoch nicht weiterverfolgt. Dabei ist es durchaus positiv, Menschen mit anderem Kulturhintergrund einzustellen und so die Gleichstellung zu fördern. Im Zuge der Globalisierung werden immer mehr Menschen ihren Standort ändern und deshalb sollte mehr Sensibilität herrschen, anstatt Menschen nur aufgrund ihres Namens oder ihrer Hautfarbe eine direkte Absage zu erteilen. Vielfalt ist durchaus positiv und Jobsuchende mit Migrationshintergrund sind nicht persé minder-qualifizierte Arbeitskräfte!

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