Ansprechend formulierte Spontanbewerbungen – 7 Praxisbeispiele guter Formulierungen

Sie suchen Ihren Traumjob und haben ein bevorzugtes Unternehmen, die Stelle ist jedoch nicht frei? Dann versuchen Sie es mit einer Initiativbewerbung respektive Spontanbewerbung. Ihre Chancen stehen nicht schlecht, wenn die Bewerbung gut aufgegleist ist: Anders als bei ausgeschriebenen Stellen, sind Sie die einzige Person, die sich gerade bewirbt. Wenn es Ihnen gelingt, mit Ihrer Bewerbung einen Wow-Effekt zu erzielen, gewinnen Sie das Interesse der Firma. Und wer weiss, vielleicht schafft sie die Traumstelle sogar für Sie.

Das Aushängeschild Ihrer Initiativbewerbung ist dabei der Bewerbungsbrief. Mit diesem machen Sie die Personaler:innen des Unternehmens auf sich aufmerksam und überzeugen sie, dass Sie dem Unternehmen einen echten Mehrwert stiften können. Im Folgenden stellen wir Ihnen 7 Use Cases für gute Formulierungen in solchen Bewerbungsschreiben vor.

1. Packender Einstieg

Ob bei Spontanbewerbungen oder bei Bewerbungen auf eine ausgeschriebene Stelle: Standard-Einstiege in Anschreiben langweilen die Personaler:innen und nehmen ihnen die Lust zum Weiterlesen. “Hiermit bewerbe ich mich…” sollte kein Anfang Ihres Schreibens sein. Wählen Sie stattdessen einen Anknüpfungspunkt zwischen Ihnen und dem Unternehmen auf, zum Beispiel so:

“Wie das duftet! Sonntags einen eigenen Zopf zum Frühstück backen – wenn er dann auch leicht und luftig wird. Weil nicht allen das Backtalent im Blut liegt, habe ich mich dieser Problematik angenommen, meine Masterarbeit zum Thema Backtrieb verfasst und mir das Ziel gesetzt, die Zöpfe am Sonntagstisch wieder schmackhaft zu machen. Die Brötlibachfirma mit ihrer langen Tradition und ihrem grossen Erfahrungsschatz ist mir dabei direkt ins Auge gestochen.”

Die Einleitung macht sofort neugierig und Lust zum Weiterlesen. Der luftige Sonntagszopf wird im weiteren Bewerbungsschreiben übrigens zum Aufhänger und zum Leitmotiv. Am Schluss erfolgt in dem Zusammenhang ein unkonventionelles Angebot, das den potenziellen Arbeitgeber neugierig auf die Person und ihre praktischen Fähigkeiten macht: dem Unternehmen einen selbstgebackenen Zopf zukommen zu lassen.

2. Persönlichen Bezug herstellen

Eine Alternative zu solchen bisweilen ausgefallenen Einstiegen ist, wenn Sie zuerst einen persönlichen Bezug zum interessierenden Unternehmen herstellen. Das kann beispielsweise wie folgt aussehen:

“Gestern erfuhr ich von Carmen Rieder, dass in der Liegenschaft Föhrligrund ein Hausmeister gesucht wird, der auch handwerklich so geschickt ist, dass Sie nicht wegen jeder Kleinigkeit einen Handwerksbetrieb beiziehen müssen.”

An diesen Einstieg schloss der Verfasser dieses Briefes die Erwähnung seiner handwerklichen Erfahrungen und Fähigkeiten an. So belegte er den Mehrwert, den er für die Firma stiften konnte.

3. Storytelling

Eine erzählte Geschichte im Bewerbungsbrief gibt gleichzeitig Aufschluss über die Berufserfahrungen und über die Persönlichkeit der sich bewerbenden Person. Dies macht den Inhalt informativ und gleichzeitig spannend zu lesen.

“Viele Jahre lang war ich in einer Ferienanlage am Vierwaldstättersee als ‘Mädchen für alles’ angestellt und habe dort reichlich Gelegenheit gehabt, mein handwerkliches Talent unter Beweis zu stellen. Bei 56 Einheiten mit ständigem Mieterwechsel (etwa 20 mal pro Wohnung und Jahr) muss laufend etwas geflickt werden. Leider geriet die Ferienanlage in wirtschaftliche Schwierigkeiten und seither bin ich auf der Suche nach einer neuen Anstellung. Eine Weile wollte ich mein Talent fürs Fotografieren zum Beruf machen. Aber das erwies sich als Sackgasse.”

Dieser Bewerber streicht nicht nur heraus, wie sich sein Talent bereits in der Praxis bewährt hat, sondern verpackt auch noch wichtige Informationen zu seinem Werdegang in die Story. Sogar Lücken im Lebenslauf haben darin Platz, ohne nachteilig zu wirken.

4. Konkrete Erfolge

Je klarer Sie belegen können, welche Erfolge Sie schon in einem ähnlichen Arbeitsgebiet hatten, desto besser. Nennen Sie dabei, falls möglich, konkrete (aber nicht zu viele) Zahlen und nehmen Sie das Ganze ebenfalls in eine kurze Erzählung auf.

“Nach dem Abschluss meines Bachelorstudiums war ich als Junior Sales Manager für die Neukundengewinnung bei Unternehmen XY zuständig. Im ersten Jahr akquirierte ich 10 Grosskunden und verfeinerte meine Kompetenz in psychologischer Gesprächsführung. Im Anschluss verlagerte sich mein Schwerpunkt auf die Betreuung der Bestandskunden und den Ausbau der Kundenbeziehungen. Hier konnte ich massgeblich dazu beitragen, durch eine serviceorientierte und transparente Kommunikation langfristige Geschäftspartnerschaften aufzubauen. Allein im letzten Jahr ist die Zufriedenheit meiner Kunden um 35% gestiegen.”

Selbst wenn Sie keine in Zahlen messbaren Erfolge zu verbuchen haben: Denken Sie an Ihre bis jetzt grössten Erfolgserlebnisse im Job und erzählen Sie ein, zwei passende in Ihrem Schreiben.

5. Schwächen erwähnen

Es gibt Schwächen, die spätestens im Lebenslauf sichtbar werden, etwa fehlende Abschlüsse oder wenig Arbeitserfahrung. Oft können Sie punkten, wenn Sie diese im Bewerbungsschreiben offen ansprechen. Vorausgesetzt, Sie rahmen sie geschickt.

“Ich bin zwar kein ausgebildeter Elektriker oder Schreiner, aber trotzdem ein geübter Allrounder.” (Die Wörter “geübter Allrounder” sind dabei hervorgehoben.)

Der Bewerber macht dies hier goldrichtig: Er nennt seine Schwäche und relativiert sie sogleich. So kann er dazu übergehen, seine Stärken ausführlicher zu beleuchten.

6. Auf den Job passende Sprache

Bevor Sie Ihr Bewerbungsschreiben verfassen, lesen Sie die Stellenanzeige nochmals und idealerweise noch ein paar vom Unternehmen geschriebene Texte. Versuchen Sie dann, den Sprachstil dieser Texte für Ihr Bewerbungsschreiben zu verwenden. Weiter sollte die Sprache zur Stelle passen, auf die Sie sich bewerben. Bisweilen kann es gelingen, geforderte Soft Skills bereits in der Sprache durchschimmern zu lassen, wie die folgenden beiden Beispiele zeigen.

“Warum ich in Ihr Unternehmen gehöre, werden Sie sich fragen.” (In einer Bewerbung als Projektleiterin.)

“Ich bin mir sicher, dass ich durch meine Ausbildungen, meiner langjährigen Berufserfahrung in verschiedenen administrativen Stellen wie Buchhaltung, Personal und Schuladministration, sowie meiner kontaktfreudigen und zuverlässigen Persönlichkeit ein idealer Kandidat für Ihre offene Stelle bin.” (In einer Bewerbung als Sachbearbeiter.)

Von einer Projektleitung erwartet man Selbstbewusstsein und proaktives Kommunizieren. Einem / einer kaufmännischen Angestellten dagegen würde die erstgenannte Formulierung möglicherweise als überheblich ausgelegt. Auch mit etwas bescheideneren Tönen kann man überzeugend darlegen, dass man die richtige Person für einen Job ist.

7. Call-to-Action am Schluss

In aller Regel folgt am Schluss der Initiativbewerbung – ebenso wie bei einer Bewerbung auf eine ausgeschriebene Stelle – die Aufforderung an die adressierte Person, sich zu melden. Dies geschieht dadurch, dass der / die Bewerber:in Bereitschaft zu einem persönlichen Gespräch signalisiert. Das kann bei einer Spontanbewerbung zum Beispiel so aussehen:

“Ich verfolge Ihre Publikationen schon seit einiger Zeit mit wachsendem Interesse und habe dazu auch schon einige Ideen, wie Sie beispielsweise Ihre Reichweite steigern und durch effizientere Kampagnen Kosten senken könnten. Gerne führe ich dies in einem persönlichen Gespräch weiter aus. Habe ich Ihr Interesse geweckt? Dann freue ich mich über eine Einladung zum Bewerbungsgespräch.”

Damit macht diese/r Bewerber:in zudem die Personaler:innen neugierig auf seine Ideen, die er in das Unternehmen einbringen könnte. Daran kann er gleich anknüpfen, falls es zum Vorstellungsgespräch kommt.

Fazit

Die vorliegenden Beispiele geben in verschiedener Weise Inspiration für eine attraktive Initiativbewerbung. Entscheiden Sie selbst, welche Stilmittel und welche möglicherweise etwas ausgefallenen Textelemente Sie in Ihre Bewerbung einfliessen lassen wollen. Beachten Sie dabei: Nicht für alle Branchen und alle Firmen eignen sich die gleichen Formulierungen und Sprachstile. Ein guter Aufhänger zu Beginn, spannende und konkrete Erfolgsstorys, ein persönlicher Bezug sowie kreative, die Neugier weckende Elemente können den Wow-Effekt tatsächlich auslösen. So punkten Sie beim Unternehmen, sei es durch eine Bewerbung als Quereinsteiger:in oder durch eine in Ihrem angestammten Beruf.

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg für Ihre Stellensuche.