Coaching statt nutzlose Weiterbildungskurse

Auf Arbeitslosigkeit und damit einhergehende Anmeldung beim Regionalen Stellenvermittlungsamt (RAV), folgt oft eine Reihe von sogenannten Weiterbildungskursen. In einigen Fällen mag dies Sinn machen, doch für viele Betroffene sind diese gut gemeinten Kurse wenig mehr als ein Beschäftigungsprogramm. Wenig hilfreich, demotivierend, kostenintensiv. Etwas mehr Individualität würde helfen.

Der Gedanke, den Robert Wegener, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement der Hochschule für Soziale Arbeit an der FHNW in einem Kommentar in der NZZ am Sonntag ausführt, bietet diese Individualität. Das Codewort heisst Coaching. Sein Argument: Warum sollen Arbeitslose nicht auf Coaches zählen dürfen, wenn Sportler und Führungskräfte tagtäglich auf deren Unterstützung bauen, um weiter zu kommen? Individuelle Beratung und Unterstützung während der Jobsuche helfe mehr als Bewerbungs- und Selbstmarketingkurse.

Jemand, der sich wieder in den Arbeitsmarkt integrieren will oder soll, «muss das in Einklang mit seinen Fähigkeiten, Neigungen, Stärken und Wünschen tun», meint Wegener. Klingt logisch, ist aber nicht immer der Fall. Denn viele, die in den Teufelskreis der Arbeitslosigkeit geraten, hatten nicht die Chance, ihre Stärken und Wünsche im Beruf zu entfalten. Deshalb ist es wichtig, diese Personen nicht einfach in «Wie-schreibe-ich-einen-CV-Kurse» zu stecken, sondern sie individuell bei der Suche nach der passenden Stelle zu unterstützen. Dabei geht es in erster Linie darum, herauszufinden, was die Person möchte und wo ihre Stärken liegen.

Einfach mal drauflos bewerben, um die vorgegebene Zahl an monatlichen Bewerbungen erreichen zu können, bringt genauso wenig wie irgendeinen Job anzunehmen, der nicht den eigenen Neigungen entspricht. Ersteres bedeutet nicht nur sinnlose Zeitverschwendung für die Stellensuchenden, sondern auch für die HR-Abteilung in den Unternehmen. Letzteres führt höchstens dazu, dass aufgrund fehlender Motivation nicht die Leistung erbracht, die vom Unternehmen erwartet wird und macht beide Seiten unglücklich.

Wissenschaftler haben bewiesen, dass Coaching-Programme bessere Ergebnisse in der Arbeitsintegration zeigen als andere Programme, wie Wegener erwähnt. Daher seien sie unter dem Strich kostengünstiger für die Volkswirtschaft. Die Gemeinde Illnau-Effretikon bietet bereits seit einigen Jahren solche Job Coachings an. Allerdings nur für Arbeitslose fünf Monate vor der Aussteuerung. Auch IV Bezügern auf dem Weg zu Reintegration in den Arbeitsmarkt stehen vermehrt Coaches zur Seite, die ihnen helfen, den Arbeitsalltag zu meistern. Warum sollten nicht auch Erwerbslose, die Mühe haben eine neue Stelle zu finden von einem individuellen Coach profitieren? Schlussendlich verhilft das nämlich auch der Wirtschaft zu mehr motivierten Fachkräften.