Fitness durch den Arbeitgeber

Wer einen Bürojob hat, kämpft öfter mit überflüssigen Pfunden als jemand, der einen anstrengenden Job hat, welcher physisch belastet. Und nach Feierabend noch das Fitnessstudio besuchen, vor der Arbeit joggen zu gehen oder sich am Wochenende auf einen Marathon vorzubereiten, ist eine Frage der Motivation – und die ist nicht immer so stark wie sie sein müsste. Doch es gibt Unternehmen, welche die Fitness Ihrer Mitarbeiter aktiv unterstützen.

Allen voran ist der Pharmazie- und Konsumgüterhersteller Johnson & Johnson. Dieser rühmt sich in diversen Unternehmenspräsentation das Ziel zu haben, über die gesündeste Belegschaft der Welt zu Verfügen. Eine sehr ehrgeizige Vision, welche einen grossen Einfluss auf die Unternehmenskultur hat. Dabei hat Johnson & Johnson verschiedene Massnahmen ins Leben gerufen, um das Ziel zu erreichen.

Negative Einflüsse minimieren

Mit der Gesundheit verhält es sich wie mit dem Einkommen. Will man am Ende des Monats mehr Geld auf dem Konto haben, müssen entweder zusätzliche Einnahmen generiert oder Ausgaben gekürzt werden. Analog zur Fitness heisst das: entweder mehr physische Ertüchtigung oder eine Reduktion des gesundheitsschädlichen Lebenswandels. Und da die Zigarette wohl das Volkslaster Nummer Eins ist, kann in diesem Bereich am einfachsten angesetzt werden. So herrscht bei Johnson & Johnson auf den ganzen Firmenarealen ein striktes Rauchverbot. Wer dennoch dem nikotinhaltigen Glimmstängel frönen will, muss dafür eine vordefinierte Raucherzone besuchen – überaus praktisch, dass diese möglichst weit entfernt vom Firmeneingang an einer Strasse liegt. Bei Regen werden die Raucher nur durch einen zugigen Unterstand vor den Tropfen geschützt. Über die betriebswirtschaftlichen Implikationen dieser Massnahmen lässt sich streiten (längere Raucherpausen, ev. mehr krankheitsbedingte Absenzen durch Erkältungen), aber ohne Zweifel wird den Rauchern ihr Suchtverhalten erschwert und der Nikotinkonsum reduziert.

Mit Wissen zum Erfolg

Die Grundlagen der Fitness kennt jede:r – mehr Bewegung, kein Fastfood, frische Luft, weniger Stress. Die Liste könnte noch weitergeführt werden. Doch im Arbeitsalltag ist dies nicht immer einfach umzusetzen. Schnell wird am Arbeitsplatz in hektischen Stunden ein ungesundes Sandwich gegessen und mit einer Cola (für die ganz gesundheitsbewussten mit einer Cola Zero) heruntergespült. Hier setzt Johnson & Johnson mit gezielten Schulungen an. Während zweier Arbeitstage können die Angestellten verschiedene Kurse besuchen um ihre Fitness zu steigern. Die Angebotspalette reicht dabei von Ernährungsberatung bis hin zum kontrollierten Umgang mit Stress. Das Ziel ist klar: Durch den bewussten Umgang mit diesen Thematiken sollen die Mitarbeitenden auf diese Themen sensibilisiert werden und ihnen die Werkzeuge für eine aktive Herangehensweise dieser Thematiken in die Hand gegeben werden.

Jeder Schritt zählt

Den Arbeitskollegen im nächsten Büro per Skype-Nachricht um eine Angabe bitten, eine Information telefonisch von der Verwaltung im unteren Stockwerk einholen oder ständig in der Kantine essen obwohl der nächste Park inklusive Salatbar nur eine Strasse weiter entfernt ist. Trägheit kennt keine Grenzen und ist sicherlich nicht gesundheitsförderlich. Doch viele Automatismen haben sich im täglichen Arbeitsrhythmus festgesetzt und diese gilt es gezielt aufzubrechen, um die Bewegung zu fördern. Johnson & Johnson hat auf diese Herausforderung mit der Einführung einer Schrittzähler-Apps geantwortet. Auf freiwilliger Basis können die Mitarbeitenden durch ihr Smartphone die täglich zurückgelegte Strecke messen. Auch der Arbeitgeber kann diese Daten einsehen und bestätigt eine Zunahme der physischen Aktivität von 20% seit der Einführung der Apps. Wer sich Sorgen um den Datenschutz macht oder der Meinung ist, dass der Arbeitgeber nicht über die zurückgelegte Strecke informiert werden soll, kann auch darauf verzichten oder eine eigene App herunterladen. Auf jeden Fall fördert es den Spieltrieb, die gegangenen Schritte zu sehen und neue Höchstdistanzen zu erreichen. Wenn dann auch noch virtuelle (aber absolut wertlose) Belohnungen in Form von glitzernden Sternchen oder Pokalen für erbrachte Leistungen gewonnen werden können, sind die Teilnehmenden begeistert.

Andere Firmen ziehen nach

Generell ist das erhöhte Fitnessbewusstsein der Arbeitgeber im Trend. Einerseits profitieren Unternehmen aktiv von einer fitteren Belegschaft. Krankheitstage werden reduziert, was sich direkt auf der monetären Ebene niederschlägt. Zudem stellen viele der sogenannten Millennials genau diese Forderung an ihre Arbeitgeber. Somit kommt dem Gesundheitsmanagement der Belegschaft auch bei der Rekrutierung von vielversprechenden jungen Talenten eine erhebliche Rolle zu. Es muss aber nicht wie bei Johnson & Johnson ein grosses Projekt sein, welches einige finanzielle Ressourcen bindet. Vielmehr kann durch eine aktive Thematisierung und das Vorleben dieser Werte von Führungspersonen vieles erreicht werden. Aber auch die individuelle Motivation spielt eine wichtige Rolle. Grundsätzlich lohnt es sich, sich in Form zu halten, denn auch die eigenen Karriereplanung kann so gefördert werden.

Fitness verhilft der Karriereplanung 

Sind Sie im Betrieb aktiv, so neigen Sie auch dazu fitter zu sein. Wiederrum erhöht dies Ihre Motivation bei der Arbeit. Wenn Sie dann noch privat Sport treiben, egal ob Fitness, Yoga oder Pilates, fühlen Sie sich im Grunde gekommen gestärkt, sind weniger müde und erschöpft und kommen auch regelmässig dazu, den Kopf durchzulüften. Das hilft wiederum der Karriereplanung, weil Sie viel motivierter sind etwas Neues auszuprobieren, sich weiterzubilden oder berufliche Fortschritte zu machen, wenn Sie ausgeglichen sind und sich gestärkt fühlen. Verlieren Sie dann noch einige Pfunde dazu, ist es für die meisten nochmal ein bisschen anregender. Denn jemand der fit und bei Kräften ist, ist entsprechend auch motivierter im Berufsalltag und hat eher mal Lust sich weiterzubilden und seine Karriereplanung auf Trab zu halten, wie jemand der lustlos vor sich her arbeitet. 

Quelle: NZZ