«Hiermit bewerbe ich mich…» Ach ja? Einleitung zum Bewerbungsschreiben

Das Bewerbungsschreiben – das Herzstück so manch einer Bewerbung. Auch wenn es langsam aufgrund von One-Click-Bewerbungen und Co. etwas ausser Mode gerät, ist das Anschreiben immer noch das Aushängeschild vieler Dossiers. Das sollte es zumindest sein. Doch in vielen Fällen schläft einem das Gesicht schon beim Einleitungssatz ein. Standardgefasel und unnötige Infos machen eher den Eindruck einer mühseligen Pflichtübung. Wo bleibt bitte die Motivation? Dieses eine Blatt Papier heisst nicht umsonst MOTIVATIONsschreiben.

Eine kleine Analyse

Unter den Bewerbungen, welche ich in den letzten zwei Jahren für unser regelmässig ausgeschriebenes Praktikum erhielt, waren nur wenige „echte“ Motivationsschreiben im Sinne des Erfinders. Viele waren tatsächlich eher unter «Pflichtschreiben» zu verorten, auch wenn der Rest der Bewerbungsunterlagen gut war.

Mich nahm es wunder: Wie viele Bewerbungsschreiben starten mit einem typischen 08/15-Standardsatz, der einem die Lust nimmt, weiterzulesen? Ich habe die Rechnung gemacht und kann eines vorwegnehmen: Es sind erschreckend viele. Von mittlerweile weit über 104 «Motivationsschreiben» enthielten allein 34 Floskeln wie; «hiermit bewerbe ich mich», «gerne bewerbe ich mich» oder «ich bewerbe mich» (wenn nicht gar «gerne würde ich mich bewerben»). Das zu erwähnen ist absolut überflüssig. Wenn ich eine Stelle ausschreibe, erwarte ich Bewerbungen und diese sind meist direkt auch als solche zu erkennen. Das muss man nicht erst noch klar machen.

Ein absolutes Killerbeispiel als Einleitungssatz: «Gerne würde ich mich bei Ihnen bewerben und tue dies hiermit gleich». Aha…

Ebenfalls viele dieser berüchtigten Schreiben starten mit Einleitungssätzen wie, «auf der Jobplattform xy habe ich Ihre Stellenanzeige entdeckt». Gut, ich möchte schon wissen, wo die Stellenanzeige gefunden wurde, aber das ist jetzt nicht so prioritär, dass sie die ersten paar Wörter des Bewerbungsschreibens ausfüllen sollten. Immerhin 26% der Kandidaten und Kandidatinnen haben aber genau dies als Einleitungssatz verwendet. Mehrere haben das Inserat dann auch noch «mit grossem Interesse» (15%) gelesen, es hat sie «sofort angesprochen» oder ihre «Aufmerksamkeit erweckt/erregt» (16%). Wenn nicht, hätten sie sich ja wohl nicht beworben, oder? Am liebsten sind mir die drei Floskeln in Kombination: «mit grossem Interesse habe ich Ihre Anzeige … auf … gelesen und möchte mich als Praktikantin bei Ihrer Firma bewerben».

Na wie denn nun?

Die ersten zwei, drei Sätze müssen den Recruiter oder die Recruiterin packen (und mitreissen). Wenn sie sich schon die Zeit nehmen, die Seite zu lesen, dann möchten sie sie nicht damit verschwenden, überflüssige Infos und leere Floskeln zu lesen. Und dass sich genau diese Lektüre besonders lohnt, muss schon in den ersten Einleitungssätzen klar werden. Grundsätzlich verhält es sich mit Bewerbungen wie mit Zeitungsartikeln oder Büchern: Klingt der Titel spannend, liest man die ersten paar Sätze oder den ganzen Teaser. Spricht einen dies nicht an, wandert das Buch zurück ins Regal.

Für eine reissende Einleitung benötigen Sie folgende Zutaten:

Überraschungseffekt

Am besten punkten Sie, wenn Sie die Lesenden gleich zu Beginn, zwar nicht gleich überrumpeln, aber zumindest überraschen. Der Recruiter oder die Recruiterin soll merken: «Ah, da kommt etwas Anderes». Den Anfang können Sie beispielsweise folgendermassen gestalten:

Sachlage des Marktes: Einen interessanten Start legen Sie hin, wenn Sie sich kurz (!) zur Marktsituation der Branche, in der sich das Unternehmen bewegt, äussern und wenn Sie die Rolle des Unternehmens darstellen. Das zeigt, dass Sie sich bereits mit dem entsprechenden Umfeld auseinandergesetzt haben.

«In der Wirtschaft und gerade im IT-Bereich gibt es unzählige Lücken, die nur durch innovative und visionäre Unternehmen geschlossen werden können, Unternehmen wie die xyz AG.»

Verständnis zeigen: Geben Sie als Einstieg zu erkennen, dass Sie sich durchaus der Probleme und Schwierigkeiten von Recruitern und Recruiterinnen bewusst sind: Das erweckt Sympathie. (Achtung: Es sollte allerdings nicht so wirken, als ob Sie besser wissen, was zu tun ist als Ihr Adressat).

«Mir ist bewusst ─ Ich bin nicht der/die Einzige, der/die sich um eine Stelle der xyz AG bemüht. Gestatten Sie mir doch trotzdem kurz, mich von meiner besten Seite zu präsentieren.»

Analogien und Anekdoten: Ziehen Sie die Aufmerksamkeit auf Ihre Bewerbung, indem Sie mit einer Analogie oder Anekdote einsteigen, welche zum Tätigkeitsfeld der Stelle passt. Dies eignet sich vor allem in kreativen Berufen und hebt Ihre Fähigkeit zu texten bereits im Einleitungssatz hervor. Immer wichtig: Halten Sie sich kurz!

Inhalt der Stellenanzeige aufgreifen: Dadurch zeigen Sie, dass Sie das Inserat ausführlich studiert haben. Sind darin Fragen gestellt? Beantworten Sie diese direkt.

Neugierde wecken

Da Sie nun die gewünschte Aufmerksamkeit haben, ist es wichtig, dass Sie die Neugierde der Lesenden wecken und Sie sie dazu motivieren, weiter zu lesen. Hier geht es darum, die HR-Fachpersonen dazu zu bringen, sich zu fragen: Warum möchte diese Person in unserem Unternehmen arbeiten? Dazu eignet sich ein zweiter Satz mit einem der folgenden Elemente:

Emotionen: Zeigen Sie Leidenschaft für die Tätigkeiten, welche die Stelle beinhaltet.

«…ist meine Leidenschaft und es reizt mich, Ihr Unternehmen in … zu unterstützen.»

Motivation: Spätestens jetzt muss Ihre Motivation durchdringen. Dazu können Sie zum Beispiel nennen, was Sie anstreben.

«Da … zu meinen Stärken und Leidenschaften gehört, strebe ich eine Karriere im Bereich … an.»«Zu behaupten, ich Sei interessiert, wäre noch untertrieben.»

Leistungen: Sie können auch Ihre bereits erreichten Leistungen erwähnen und sie mit den Tätigkeiten der Stelle und den zuvor genannten Leidenschaften verknüpfen.

Etwas Mut

Natürlich braucht es letztlich auch etwas Mut, um zu zeigen, wie gut Sie sind und dass Sie aus der Masse der Bewerbungen herausstechen. Legen Sie die Bescheidenheit im Bewerbungsprozess ab. Beginnen Sie Ihren Einleitungssatz mit:

«Suchen Sie einen versierten…, der weiss, sich in … zu behaupten und viel … mitbringt? Ihre Suche endet: Hier bin ich!»

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