Von Silhouettenschneider bis Fischbeinreisser – 6 längst vergessene bizarre Berufe

Unsere Welt hat sich im Laufe der Geschichte kontinuierlich verändert. Viele neue Fertigungsmethoden wurden entwickelt und Erfindungen schufen zuvor unvorstellbare Jobs. Dementsprechend starben mit der Zeit viele Berufe aus, welche zuvor ganz alltäglich waren. Darunter finden sich auch einige für unser modernes Verständnis – ganz bizarre Berufe. Wir haben eine Liste mit fünf dieser merkwürdigen Jobs zusammengestellt.

Silhouettenschneider

Die Aufgabe eines Silhouettenschneiders war es, Schattenbilder zu malen und anschliessend auszuschneiden. Vermutlich im 18. Jahrhundert im Orient entstanden, wurde die Technik von Etienne de Silhouette, dem Finanzminister von Ludwig XV. in Frankreich aufgegriffen. Dieser Hobbyscherenschneider (ja, das war damals ein Hobby) und Sparfuchs bevorzugte diese preiswertere Alternative zur teuren Portraitmalerei. Von Frankreich aus verbreitete sich die Technik auch nach Deutschland. Dies wird auch im Film Goethe! aufgegriffen, wo Werther von seiner angebeteten Charlotte ein Schattenbild anfertigt.

Paternostermacher

Im Mittelalter entwickelte sich das Rosenkranzgebet aus einer Mischung des Vaterunsers und dem Ave-Maria. Dabei wurde eine Schnur mit Steinen daran als Zählhilfe verwendet. Daraus entwickelte sich der Rosenkranz in der Form, wie er noch heute benutzt wird.
Vermutlich waren diese Gebetsketten aus allen erdenklichen Materialien gefertigt, je nachdem wie wohlhabend der Besitzer war. So gab es Rosenkränze aus Holz, Perlmutt, Knochen, Horn und Koralle. Das weitverbreitetste Material war aber Bernstein, weshalb der Beruf oft auch Bernsteindreher genannt wurde.

Das fossile Harz wurde von einem Paternostermacher zuerst nach Qualität sortiert. Anschliessend schnitt er daraus perlengrosse Stücke, welche mit grösster Sorgfalt geschliffen und poliert wurden, bis sie richtig glänzten. Als letzter Arbeitsschritt wurden die Perlen auf eine Schnur aufgereiht. Dieses Handwerk gibt es seit dem 12. Jahrhundert und es besteht bis heute.

Märbelpicker

Vertreter dieses Berufes klopften mit einem Spitzhammer Kalkstein in Würfel. Diesen grub der Märbelpicker aus bis zu 20 Metern Tiefe. Zudem musste er immer richtig gelagert werden, da zu grosse Temperaturschwankungen das Gestein schnell zerbrechen liessen.
Der bearbeitete Kalkstein wurde in Kisten verpackt, welche jeweils in gleich grosse Fächer unterteilt waren. So stellte man sicher, dass die geklopften Steine auch wirklich über gleiche Ausmasse verfügten.

So brachte man die Würfel in eine Steinmühle. Dort wurden die Steinchen mit Wasserkraft langsam zu Kugeln geschliffen. Die so produzierten Murmeln – beziehungsweise Märbeln – wurden nicht nur als Spielzeug verwendet. Da Explosivmunition lange nur schwer handzuhaben war, wurden bis ins die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts Steinkugeln und Märbeln als Geschützmunition verwendet. Besonders im Seekrieg wurden kleine Steinchen benutzt, um die feindliche Takelage zu zerschiessen und so das gegnerische Schiff manövrierunfähig zu machen.

Kammertürken und Hofmohren

Diese Berufsbezeichnungen dürften heute in der Öffentlichkeit rasch als Beleidigungen aufgefasst werden. Das auch zurecht. Doch was genau steckt dahinter?

Der Begriff Kammertürke wurde unter Friedrich III. von Brandenburg eingeführt. Er stellte nach siegreicher Schlacht bei Ofen (heute: Budapest) zwei osmanische Gefangene in den Dienst seiner zweiten Frau. Die Merkmale dieser speziellen Lakaien waren auffallende türkische Kleidung und ein Lippenbart.

Die Aufgaben des Hofmohren waren denjenigen des Kammertürken sehr ähnlich. Auch er war ein persönlicher Page von reichen und einflussreichen Personen. Wie der Name schon sagt, hatte der Kammermohr keinen türkischen, sondern afrikanischen, amerikanischen oder arabischen Hintergrund. Man erkannte ihn an seiner dunklen Hautfarbe und bunten Kleidung. Die Eigentümer wollten mit ihrem exotischen Kammerdiener ihre weltweiten Handels- und Machtbeziehungen zur Schau stellen.

Hofmohren und Kammertürken waren nicht die einzigen Exoten, welche aufgrund ihrer äusseren Merkmale angestellt wurden. Sie gehörten zur Zeit des Barocks zusammen mit Zwergen und Riesen zur Entourage von Fürstenhäusern. Denn in dieser Zeit griff die Faszination des Fremden um sich. Im Zuge dessen wurden Turquerien, Chinoiserien sowie Orangerien gebaut – und eben Kammertürken beziehungsweise Hofmohren gehalten.

Fischbeinreisser

Von circa 1500 bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts war Mode ohne ein Material nicht vorstellbar: Walbarten. Diese Ressource, auch fälschlicherweise Fischbein genannt, gab Korsetten, Reifröcken, Hüten, Schuhen, Schirmen, Fächerstäben, Angeln und anderen ähnlichen Artikeln Form.

Der Fischbeinreisser spaltete zuerst die Barten mit scharfen, eisernen Keilen. Mit einem schaufelähnlichen Werkzeug wurden dann Stücke abgetrennt und die Spitzen mit einem stumpfen Meissel bearbeitet. Anschliessend legte man das Fischbein in Wasser, wo die Haare abgeschabt wurden. Nach erneutem Aufweichen in heissem Wasser zerlegte der Fischbeinreisser die Barten zum letzten Mal in Stäbe oder Stangen, welche nochmals geglättet werden.

Die Barten wurden aufgrund ihrer Flexibilität und Widerstandsfähigkeit in verschiedene Qualitätsstufen eingeteilt. Jede dieser Klassen wurde aufgrund ihrer Merkmale zu anderen Produkten weiterverarbeitet.

Diese Berufe können wir uns heute kaum mehr vorstellen. Es bleibt zu sehen, welche der heutigen Jobs in Zukunft noch Bestand haben werden. Doch schon heute gibt es zukunftsweisende Stellenangebote. Sie finden alle auf innovations-jobs.ch. Falls Sie einfach auf der Suche nach einem Job sind, welcher garantiert nicht ausgestorben ist, werden Sie auf 100000jobs.ch bestimmt fündig.