Das Verhalten der Kollegin ist inakzeptabel. Viele Betriebe setzen auf das Vertrauen in ihre Mitarbeitenden, was die Handy-Nutzung während der Arbeitszeit betrifft. Realisieren Unternehmen, wie viel Verlust sie wegen übermässigem privatem Handygebrauch machen, reagieren sie verständlicherweise mit Reglementen. Denn wenn die geforderte Arbeitsleistung qualitativ oder zeitlich nicht erbracht wird, weil zu viel gesmst wird, ist dies auf jeden Fall missbräuchlich.
Dagegen kann die Geschäftsleitung Sanktionen sprechen. Zudem können Unternehmen verbindliche Regeln für private Handy- und Internetnutzung erlassen: Nach Art. 321d im Obligationenrecht kann der Arbeitgeber über die Ausführung der Arbeit und das Verhalten der Arbeitnehmer im Betrieb allgemeine Anordnungen erlassen und ihnen besondere Weisungen erteilen. Der Arbeitnehmer hat die allgemeinen Anordnungen des Arbeitgebers und die ihm erteilten besonderen Weisungen nach Treu und Glauben zu befolgen.
Private Handynutzung unterbricht den Arbeitsfluss und es braucht immer einige Minuten, bis man wieder drin ist. Der Verlust von Arbeitszeit besteht in der Zeit, in der man am Handy aktiv ist und in der Zeit, die man braucht, um wieder voll und ganz in der Aufgabe zu sein, die man unterbrochen hat.
Mit folgendem stufenweisen Vorgehen können Sie versuchen, die Kollegin zu einer Veränderung ihres Verhaltens zu führen:
- Die Kollegin um ein Gespräch bitten und dafür eine Zeit abmachen – nicht zwischen Tür und Angel oder aus einem Ärger heraus das Gespräch beginnen.
- Für dieses Gespräch gelten die allgemeinen Feedbackregeln. Klar und sachlich formulieren, was Sie stört und aufzeigen, welches Verhalten dies zur Folge hat (Mehrarbeit für Sie)und haben könnte (für die Kollegin selbst, aber auch für alle Mitarbeitenden, wenn restriktive Regeln erlassen würden).
- Fragen, welche Lösung die Kollegin für das Problem vorschlägt. Nicht damit drohen, sofort zum Vorgesetzten zu gehen. Eine mögliche Lösung wäre, das Handy nicht zur Hand zu nehmen, ausser während der Pausen und in Notfällen.
- Setzen Sie eine Frist, während der Sie nochmals kommentarlos beobachten werden. Hält sich die Kollegin nicht an ihre Abmachungen, suchen Sie das Gespräch mit dem Vorgesetzten. Schildern Sie dem Vorgesetzten ihre Situation, ohne Namen zu nennen und berichten Sie, was Sie bis jetzt unternommen haben. Fragen Sie Ihren Chef, was er jetzt an Ihrer Stelle tun würde. Fragen Sie ihn dann, was er selbst unternehmen wird. Damit haben Sie bereits getan, was Sie tun konnten. Der Ball ist jetzt beim Vorgesetzten.
Hier finden Sie mehr zu «Arbeit im Team«