Angst vor Bewerbungsgesprächen kann Sie nur fertig machen, wenn Sie es zulassen

Da steht man nun, im besten Business-Outfit, das man besitzt, das Herz schlägt rasend schnell und die Beine, die haben sich längst in Pudding verwandelt. Im Bauch verknotet sich gerade alles. Gleich beginnt das gefürchtete Bewerbungsgespräch und die Angst….– es gibt wirklich angenehmeres. Gut, dass man dem Angstmonster vor Bewerbungsgesprächen nicht hilflos ausgeliefert ist.

Ein Gespräch: eigentlich nichts wovor man Angst zu haben bräuchte. Dennoch gehören Bewerbungsgespräche, genau wie Prüfungen und öffentliches Sprechen, zu einer jener Situationen, die starke Stressreaktionen auslösen können. Falls Sie zu jenen Menschen gehören: Sie sind garantiert nicht alleine.

Quälende Angst vor dem Vorstellungsgespräch – aber wieso überhaupt?

Überraschend oft sind auch ruhig wirkende BewerberInnen innerlich auf höchster Alarmstufe. Aber woher kommt die Angst vor Vorstellungsgesprächen? Es gibt drei Hauptverdächtige, die alleine oder in Kombination dafür verantwortlich sind:

  1. Erstens ist da die Furcht, zu scheitern, schliesslich möchte man den Job wirklich haben. Dies wird umso schlimmer, je schwieriger die allgemeine Situation gerade ist. Sind die Umstände angespannt, weil beispielsweise die Finanzen knapp werden oder weil die Jobsuche familiäre Spannungen auslöst, sind Angstreaktionen nur verständlich.
  2. Die zweite Angst: Die Situation ist unbekannt. Man könnte sich lächerlich machen, ungeschickt anstellen oder sich verplappern. Vor allem bei Menschen, die allgemein nicht gerne im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, ist dies die Ursache.
  3. Drittens ist da eine ganz grundlegende, uralte Angst. Die Angst Ablehnung zu erfahren. Niemand möchte gesagt bekommen, dass er oder sie für nicht gut genug befunden wurde.

Wenn Sie mehr über die Gründe der Angst erfahren möchten, gibt es in diesem weiteren Artikel einen spannenden Unterpunkt zu «Warum sind Sie aufgeregt?».

Was kann man gegen die Angst tun?

Die schlechte Nachricht zuerst: man benötigt eine ordentliche Portion Disziplin und Arbeit um zum Angstmonster-Dompteur zu werden. Aber mit ein wenig Einsatz kann man auch viel gegen die Angst vor Bewerbungsgesprächen tun. Wie schon erwähnt: Die Angst kann Sie nur fertig machen, wenn Sie dies zulassen. Hier haben wir Ratschläge fürs Lampenfieber vor Bewerbungsgesprächen für Sie zusammengestellt.

Tipp 1: Kümmern Sie sich um das Grundlegende: Schlaf – Nahrung – Gesundheit

Wenn Sie aus Erfahrung wissen, dass Sie Ihrem Körper Stress zumuten werden, versuchen Sie sich körperlich darauf vorzubereiten. Schlafen Sie genug, essen Sie wie vor einer wichtigen Prüfung und bekämpfen Sie die steigende Nervosität mit mehr Bewegung und Entspannung.

Tipp 2: Üben Sie das Vorstellungsgespräch ein

Damit eignen Sie sich gewisse Vorstellungsgesprächsroutine an. Genau wie Fahrstunden nötig sind, um Theorie auf der Strasse korrekt in der Praxis umzusetzen, genügt es oft nicht, theoretisch zu wissen wie man in einem Vorstellungsgespräch reagieren wird. Üben Sie mit Freunden oder Ihrer besseren Hälfte. Übrigens: Wer sich gute Antworten zu den schlimmsten Fragen zurechtgelegt hat, gewinnt an Sicherheit.

Tipp 3: Hinterfragen Sie angstauslösende Gedanken kritisch

Überlegen Sie, ob Ihre sie auch wirklich der Wahrheit entsprechen und es wird Ihre Nervosität deutlich senken:

  • Betreiben Sie gedankliche Wahrsagerei? «Ich werde sicher wieder scheitern!». Logisch löst das scheinbare “Wissen” um eine bevorstehende Ablehnung Angst aus. 👉 Versuchen Sie Ihre Gedanken zu reformulieren: “Ich bin zwar zuvor gescheitert, das Ergebnis des nächsten Bewerbungsgesprächs kann ich hingegen jetzt noch nicht vorhersagen.”
  • Betreiben Sie gedanklich Schwarzmalerei? Wer sich nur auf den Worst Case versteift, kann gar nicht anders als beim Bewerbungsgespräch leicht panisch zu reagieren. 👉Versuchen Sie sich vorzustellen, was die tatsächlichen Folgen im schlimmsten Fall wären. Wie würden den Job nicht bekommen! Na und? Das muss nicht das Ende der Welt bedeuten.
  • Schlussfolgern Sie (fälschlicherweise), dass gewisse Emotionen unwillkürlich bestimmte Ergebnisse nach sich ziehen? «Ich bin gestresst, daher werde ich im Bewerbungsgespräch vergessen, was ich sagen wollte!”, das muss nicht stimmen. 👉Versuchen Sie Ihre Gedanken zu reformulieren: “Ich bin gestresst, aber ich konzentriere mich auf das, was ich beeinflussen kann – meine Atmung” oder “Ich habe Angst, aber das heisst nicht notwendigerweise, dass ich im Bewerbungsgespräch schlechter abschneiden werde.”
  • Nehmen Sie eine «die ganze Welt ist gegen mich» – Haltung ein? 👉 Versuchen Sie sich vorzustellen, das Gegenüber im Gespräch sei ein netter Verwandter, der Ihnen grundsätzlich wohlgesonnen ist. Statt abzublocken hören Sie gut zu und machen Sie Komplimente. So erscheinen Sie besonders sympathisch und hinterlassen einen guten ersten Eindruck.

Lampenfieber am Bewerbungstag

Was kann man am Bewerbungstag tun, wenn man von der Angst gepackt wird? Am allerwichtigsten ist: atmen Sie – das ist kein Scherz! Achten Sie auf Ihre Atmung und führen Sie eine kleine Übung mehrmals durch: Ruckartig einatmen, Luft drei Herzschläge lang anhalten und dann so langsam wie möglich ausatmen. Eine detailliertere Beschreibung dieser 4-6-8 Methode gibt es in diesem Beitrag unter «Atemübungen».

Des Weiteren vermeiden Sie unnötige Stressquellen am Tag des Bewerbungsgesprächs. Gut gekleidet, pünktlich und mit vollständigen Unterlagen fühlen Sie sich weniger gehetzt:

Wenn die Angst am Bewerbungstag überhandnimmt: Ablenken, atmen, Gehirn austricksen

Wenn die Angst am Bewerbungstag überhandnimmt, lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit keinesfalls auf die Angst und die damit verbundenen körperlichen Veränderungen! Im Vorfeld über Ängste zu reden und sie zu analysieren, kann helfen. Wenn Sie sich aber am Bewerbungstag darauf konzentrieren, machen sie aus Ihrem Angstmonster gewissermassen ein Angstmonster von der Grösse eines Elefanten. Versuchen Sie stattdessen, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Sehen Sie sich auf dem Weg zum Bewerbungsgespräch beispielsweise um und zählen Sie gewissenhaft alle Dinge einer bestimmten Farbe.
Und während dem Vorstellungsgespräch? Tief atmen, lächeln und nennen Sie die Personalerin in Gedanken liebevoll Grosstante Trudi.

Zu guter Letzt: Sie schaffen das! Vor Bewerbungsgesprächen muss sich niemand fürchten. Hat’s beim letzten Mal nicht geklappt? Bitte nicht aufgeben, Ihren Traumjob finden Sie nur, wenn Sie sich weiter bewerben. Und bevor Sie sich Ihrem Schicksal von übermässiger Nervosität ergeben, versuchen Sie es mit einer Atemübung. Oder der Ankermethode, wie in diesem älteren Beitrag beschrieben. Denn wie gesagt, das Angstmonster am Bewerbungstag kann Sie nur fertig machen, wenn Sie es lassen.

Quelle: karrierebibel.de

3 Antworten zu «Angst vor Bewerbungsgesprächen kann Sie nur fertig machen, wenn Sie es zulassen»

  1. […] bereiten sich gerade für ein Bewerbungsgespräch vor? Die klassischen Fragen zu den eigenen Stärken und Schwächen kennt heutzutage jeder. […]

  2. Danke für diesen interessanten Blogbeitrag! Ich denke, es ist wichtig noch einen anderen Aspekt der Angst vor solchen Situationen wie dem Bewerbungsgespräch oder auch einer Prüfung hinzuzufügen (wenn ich darf).

    Und zwar haben neurologische Studien gezeigt, dass das menschliche Gehirn in diesem „Angstzustand“, der auch bei der Angst vor Bewerbungsgesprächen vorliegt, in eine Art Notfallmodus fällt. Alle Kapazitäten werden freigesetzt und sind nur darauf fokussiert, das Überleben zu sichern – in dem Fall, so salopp wie es klingt: Im Bewerbungsgespräch eine gute Figur machen.

    Wissenschaftliche Studien haben dabei herausgefunden, dass Menschen in diesem Zustand Gelerntes deutlich leichter abrufen können und sich im Allgemeinen viel besser konzentrieren können. SIch dieses Lampenfieber abzutrainieren, ist also eigentlich nicht nötig. Immer vorausgesetzt, die Angst ist nicht so stark ausgeprägt, dass gar nichts mehr geht.

    In diesem Fall helfen Sofortmaßnahmen wie die hier vorgestellte Atemübung (in meinem Blogbeitrag befasse ich mich übrigens auch mit ein paar solcher Sofortmaßnahmen (zwar für Prüfungsangst, aber problemlos übertragbar): https://ausbilderschein24.de/ausbildereignungspruefung-pruefungsangst/) Ansonsten gilt: Das Gefühl der Angst bewirkt, dass ich fokussierter bin. Wer also auf das Gespräch vorbereitet ist, sollte dem Gefühl der Angst tendenziell eher gelassen gegenüberstehen und sich über die zusätzliche Hilfe freuen, als die Nervosität zu verteufeln oder sie sich gar abtrainieren zu wollen.

    Nicht wenige Schauspieler berichten ja auch davon, bei Auftritten, vor denen sie bemerkenswert wenig oder gar kein Lampenfieber gehabt haben, die meisten Fehler oder Texthänger gehabt zu haben.

    In diesem Sinne viele Grüße und nochmals Danke für diesen sympathsichen Beitrag

    1. Danke vielmals für diese spannende Ausführung! Das war mir nicht bekannt, dass dieser Angstzustand eigentlich vielmehr unser Freund als unser Feind ist.

      Liebe Grüsse