Arbeit 4.0 – im Fokus steht der Mensch und die Digitalisierung

Arbeit 4.0 – ein Begriff, der heute immer wieder fällt, wenn man sich mit Arbeitsbedingungen auseinandersetzt. Vielleicht ist Ihnen beim Bewerbungsprozess schon aufgefallen, dass viele Firmen sich dieser Entwicklungsphase anpassen und in Stellenanzeigen nur noch eine 60-80 % ige Arbeitszeit fordern? Dies ist Teil der Arbeit 4.0, wobei der Fokus mehr auf den glücklichen Arbeitnehmer als auf die Technologie gelegt ist. Technologie soll den Arbeitnehmer unterstützen, jedoch nicht leiten. Wie entwickelte sich der Fokus von der Maschine auf den Mensch? Wie definiert sich der Begriff Arbeit 4.0? Was sind die Ziele dieser neuen Phase und wie verändert sich unsere Arbeit durch die Digitalisierung? Diesen Fragen soll im folgenden Blog auf den Grund gegangen werden.

Von der Dampfmaschine zur globalen Vernetzung im Internet

Mit der Dampfmaschine als Vorreiter erobern Ende des 18. Jahrhunderts kohlebetriebene Maschinen  den Arbeitsmarkt, es ist das Zeitalter der Arbeit 1.0. Neue Berufsfelder entwickeln sich aus den veränderten Anforderungen und die Arbeitswelt modernisiert sich durch strukturierte Abläufe und die zunehmend konzentrierte Arbeit in Fabriken. Ende des 19. Jahrhunderts erreicht die Industrialisierung mit der Erfindung des Automobils und der beginnenden Massenproduktion durch die industrielle Nutzung von Elektrizität eine weitere Evolutionsstufe – die Arbeit 2.0. Allerdings gehen mit der Arbeit 2.0. auch Arbeitslosigkeit, Hungerslöhne, lange Schichten und Existenzängste einher. Die erste Sozialversicherung wird eingeführt. Fliessbandproduktion und damit eine Automation der Arbeit sowie ein zunehmender globalen Handel durch immer besser ausgebaute Verkehrsnetze beherrschen die Arbeitswelt. Ab den 1970er Jahren formt sich die Idee einer sozialen Marktwirtschaft und mit der Professionalisierung der Dienstleistung durch den Einsatz von Computern stellt sich die Arbeit 3.0 ein, wobei die Industrie weiter automatisiert wird. Dienstleistungen und transnationaler Austausch werden immer wichtiger, sodass die Globalisierung von Dienstleistungen zunimmt und die Landesgrenzen an Bedeutung verlieren. Nach der Entwicklung des Sozialstaates folgt mit der Erfindung des Internets ab den 1980er Jahren die Stärkung der Arbeitnehmerrechte und damit die Arbeit 4.0. Mit dem Computer und dem Word-Wide-Web als Arbeitsmittel entstehen immer mehr von Fabriken losgelöste Arbeitsplätze und das Arbeiten wird vernetzter denn je. Globalisierung und internationaler Handel durch E-Commerce florieren. Die Digitalisierung und damit einhergehende Vernetzung innerhalb der Industrie und dem Privatleben verändern schon seit Jahren unseren Alltag. Auch die Art wie wir arbeiten verändert sich stetig und wird flexibler. Staat, Unternehmen und Individuum müssen nun einen Weg finden, um aus den Erfahrungen der derzeitigen Entwicklungsstufe zu lernen.

Was ist Arbeit 4.0 konkret?

Der Begriff schliesst an die vierte industrielle Revolution an, bezieht sich aber eher auf den Arbeitnehmer selbst und beschäftigt sich mit der Zukunft der Arbeit im digitalen Zeitalter. Hintergrund sind vor allem die Probleme (aber auch die Chancen), die eine fortschreitende Technisierung im Arbeitsmarkt und den generellen Strukturen von Unternehmen bewirken. Charakterisiert wird das Konzept der Arbeit 4.0 mit Mobilität, Eigenverantwortung, Teamarbeit ohne Hierarchien, Dynamik, Digitalisierung und kurzweilige Zyklen. Im Fokus soll nun nicht mehr die technische Expertise, sondern der Mensch stehen. Technologie soll dabei ein Helfer des Menschen sein, ihn jedoch nicht gänzlich einnehmen.

Ziele der Arbeit 4.0.

Ziel ist es, die Arbeitszeit der Arbeitnehmer besser an die Bedürfnisse des Privatlebens anzupassen und die zunehmende Vernetzung von Daten, Akteuren und Unternehmen als Perspektive für eine gesündere Work-Life-Balance zu nutzen. Während dem Arbeitsleben sollen Familienplanung, die Pflege von älteren Familienmitgliedern und eine berufliche Weiterbildung nicht zu kurz kommen, weshalb verschiedene Lebensphasenorientierte Arbeitsmodelle für viele Arbeitnehmer äusserst attraktiv sind. Mit Hilfe von Wahlarbeitszeit, Teilzeitoptionen mit Rückkehrmöglichkeiten, Arbeitszeitkonten, Freistellungsregelungen und Mitarbeiterorientierte Dienstplananpassungen soll in naher Zukunft ein arbeitnehmerfreundlicheres Arbeitssystem, die Arbeit 4.0, geschaffen werden. So können individuelle Lebensphasen mit dem Arbeitsleben vereinbart werden und durch Flexibilität im Job wird generell ein längeres Arbeitsleben möglich sein.

Wie verändert sich unsere Arbeit durch die zunehmende Digitalisierung?

In naher Zukunft wird es sogenannte „9-to-5 Jobs“ nicht mehr geben, wobei die Übergänge zwischen Freizeit und Arbeitszeit fliessend sind. Die Bindung an feste Arbeitsorte sowie standardisierte Zeiten und Organisationsstrukturen löst sich immer weiter auf. Stattdessen wird Arbeit multimobil: Home-Office, Remote Work und Vertrauensarbeit heissen die Modelle der Zukunft, welche die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verwischen.

Fazit

Der Verlauf der Zeit zeigt, dass die Menschheit seit der Erfindung der Dampfmaschine immer wieder an Konzepten zum effektiveren Arbeiten tüftelt. Arbeit 4.0 und die damit einhergehende Vernetzbarkeit, Digitalisierung und Flexibilisierung des Arbeitsplatzes muss weiter ausgebaut werden, damit ein längeres Arbeiten gewährleistet werden kann. Es müssen verbesserte Versicherungen für Freiberufliche und Freelancer eingerichtet und mehr Weiterbildungsprogramme bezüglich neuer Technologien staatlich unterstützt werden. Ausserdem muss eine Lösung für den drohenden Arbeitsdruck und eine schlechte Bezahlung in Arbeitsbereichen einfacher Tätigkeiten gefunden werden. Durch die Digitalisierung fallen Arbeitsplätze weg, jedoch entstehen auch viele neue Berufe und Arbeitsmöglichkeiten, die durch Weiterbildung bisheriger Mitarbeiter effizient besetzt werden können. Hinter dem Begriff Arbeit 4.0 steht sehr viel Potential, effektivere Leistung zu erbringen, welche arbeitnehmerfreundlich ist. Dennoch weist das System noch deutliche Lücken auf, die in naher Zukunft behoben werden müssen, damit unsere Gesellschaft nicht am momentan herrschenden Leistungsdruck während der Arbeit zerbricht!

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